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Bestattungstradition seit 1925

Nach dem Tod: altbekannte Traditionen immer noch geschätzt

Wenn ein Mensch stirbt, muss das Fenster geöffnet werden? Kerzen werden entzündet, eine Handvoll Erde ins Grab gestreut und nach der Trauerfeier wird zusammen gegessen und getrunken? Viele dieser Bräuche sind uralt – doch damit keinesfalls verstaubt.

Es existieren viele Traditionen rund um Tod und Trauer, die häufig religiös geprägt sind, sich jedoch auch unabhängig von Konfessionen im Volksglauben etabliert haben – und bis heute praktiziert werden. Die zum Teil Jahrhunderte alten Riten und Bräuche können den Umgang mit dem Tod erleichtern und den Hinterbliebenen helfen, Abschied von einem geliebten Menschen zu nehmen. Lesen Sie im Folgenden einige gängige Beispiele:

Das Fenster öffnen

Nachdem ein Mensch gestorben ist, wird das Fenster des Sterbezimmers geöffnet oder gekippt. Dieser Brauch entstand aus der Vorstellung, dass die menschliche Seele durch den Mund des Verstorbenen in den Himmel entweicht. Zwar ist der Glaube daran, dass die Seele tatsächlich in den Himmel fährt, nicht mehr so weit verbreitet wie in früheren Zeiten, doch viele Menschen sind bis heute davon überzeugt, dass die Seele den menschlichen Körper verlassen muss und durch das offene Fenster an einen anderen Ort gelangen kann. Das Öffnen des Fensters hat jedoch auch einen ganz praktischen Grund: Es tut ganz einfach gut, frische Luft in das Zimmer zu lassen, in dem kurze Zeit zuvor ein Mensch gestorben ist.

Mund und Augen des Verstorbenen schließen

Einem Toten den Mund und die Augen zu schließen, ist schon seit jeher eine gängige Praxis und häufig auch mit dem Aberglauben verbunden, der Tote würde sonst als eine Art „Wiedergänger“ zurückkehren und mit den Lebenden in Kontakt treten. Gegenwärtig ist es grundsätzlich ein Zeichen des Respekts und der Ästhetik, dem Verstorbenen ein würdevolles Aussehen zu geben und Körperöffnungen wie Augen und Mund zu verschließen.

Lichter entzünden

Bei Eintritt des Todes wurde häufig eine sogenannte Sterbekerze entzündet. Das Kerzenlicht sollte dem Verstorbenen den Weg in die Ewigkeit erhellen und ihm auch zu innerer Erleuchtung verhelfen. Mancherorts wurde ebenso daran geglaubt, man könne damit Geister vertreiben und in Verbindung mit Kräutern oder Früchten wie Rosmarin oder Zitrone auch Dämonen abwehren. Bis heute ist das Licht einer Kerze weltweit ein Zeichen des Gedenkens und der Andacht – vielfach auch verbunden mit dem Symbol des Lebenslichtes.

Läuten der Totenglocken

Das Läuten der Toten- oder Sterbeglocken am Morgen oder Abend des Sterbetages zeigte den Tod eines Gemeindemitglieds an. Dazu wurden meist die größten vorhandenen Glocken verwendet und der Tod „ausgeläutet“. Die Kirchen- oder Gemeindeglocken klingen noch heute nach einem Gottesdienst oder einer Andachtsfeier, haben aber zunehmend weniger Bedeutung für die Gemeinschaft.

Die Aufbahrung eines Toten

Früher war es gang und gäbe, den Verstorbenen von nahen Angehörigen waschen, herrichten und im Sterbezimmer oder Gemeindehaus aufbahren zu lassen. Dadurch konnte die gesamte Familie, Freunde und Bekannte Abschied nehmen. Nicht zuletzt aus hygienischen Gründen übernimmt mittlerweile ein Bestattungsunternehmen die Versorgung und etwaige Aufbahrung eines Toten. Ist der Tod im Krankenhaus oder Pflegeheim eingetreten, ermöglicht das Fachpersonal mancherorts auch dort eine Aufbahrung zur Abschiednahme, bevor der Leichnam einem Bestatter übergeben wird.

Aussegnung – mehr als nur Glaube

Die Aussegnung bezeichnet im Ursprung eine religiöse Andacht, bei der ein Sterbender oder ein bereits Verstorbener noch ein letztes Mal gesegnet wird. Die Aussegnungsfeier gibt den Angehörigen die Möglichkeit, sich zu verabschieden, begleitet den Toten sozusagen auf seinem letzten Weg und befiehlt ihn in Gottes Hände. Solch ein Abschiedssegen ist heute keineswegs nur noch religiöser Natur. Es haben sich derweil viele weltliche Praktiken entwickelt, die Verstorbenen eine Art Segen aussprechen und ihnen damit etwas mit auf die letzte Reise geben.

Rituale am Grab

Nachdem der Sarg in das Grab hinabgelassen wurde, geht die gesamte Trauergemeinde am offenen Grab vorbei und erweist dem Toten die letzte Ehre: Je nach Region war es üblich, dass jeder Trauergast eine oder mehrere Handvoll Erde auf den Sarg warf. Dies sollte das gemeinsame Zuschaufeln des Grabes und auch die Vergänglichkeit des Körpers symbolisieren. Heutzutage wird das Geräusch, wenn die Erde auf den Sarg fällt, vielfach als unangenehm und bedrückend empfunden. Daher wird anstelle der Erde eine Schale mit Blumen, Blütenblättern oder auch mit feinem Sand bereitgestellt, die alternativ ins Grab geworfen werden können.

Leichenschmaus

Der sogenannte Leichenschmaus oder auch das Trauerkaffee ist einer der wohl bekanntesten Bräuche in Verbindung mit dem Tod. Zu früheren Zeiten diente er auch ganz praktisch dazu, diejenigen zu versorgen, die eine lange Anreise hinter sich und als Totengräber oder Sargträger schwere körperliche Arbeit verrichtet hatten. Beim gemeinsamen Essen und Trinken geht es bis heute darum, in Gedenken an den Verstorbenen zusammen zu sein. Das Totenmahl soll den Trauernden nicht nur zeigen, dass sie nicht allein sind und das Leben weitergeht – es bietet auch einen schönen Rahmen, um sich gemeinsam an den Verstorbenen zu erinnern und Geschichten und Anekdoten über ihn auszutauschen.

Stephanie Tamm

Bild:
pixabay.com

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