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Das Leben und sein Ende: Wie erkläre ich Kindern den Tod?

Der Tod ist ein sensibles Thema. Vielen Eltern fällt es schwer, mit ihren Kindern über diesen unvermeidlichen Teil des Daseins zu sprechen. Wie soll man Leben und Sterben verständlich machen? Lesen Sie hier, wie Sie Ihrem Kind das Konzept des Todes ganz behutsam vermitteln können.

Ab wann wird der Tod zum Thema?

Es ist verständlich, dass Eltern ihre Kinder vor den traurigen Seiten des Lebens schützen möchten. Doch früher oder später tritt die Erkenntnis des Todes in das junge Leben. Spätestens dann ist es an der Zeit, darüber offen und ehrlich, aber vor allem kindgerecht zu reden.

Selbstverständlich können individuelle Unterschiede bestehen, aber im Allgemeinen zeigt sich ab dem 3. bis 4. Lebensjahr das Interesse von Kindern am Tod. Allerdings ist der Tod in diesem Alter nicht komplett begreifbar. Er wird noch als vorübergehender Zustand wahrgenommen.

Frühestens mit 6 Jahren – manchmal auch deutlich später – beginnen Kinder, die Endgültigkeit des Todes zu erfassen. Nach und nach entwickeln sie bis zur Pubertät ein immer differenzierteres Verständnis vom Lebensende. Schritt für Schritt reift die Erkenntnis, dass alle Lebewesen sterben müssen, sie selbst eingeschlossen.

Wählen Sie den richtigen Moment!

Achten Sie auf Zeichen dafür, dass Ihr Kind offen für das Thema ist. Stellt es Fragen zum Tod? Ist der Tod in Büchern, im Fernsehen oder in Filmen aufgetaucht? Oder gibt es sogar einen Todesfall im direkten Umfeld des Kindes?

Es ist wichtig, den richtigen Zeitpunkt und einen angemessenen Rahmen für das Gespräch zu wählen. Am besten suchen Sie eine ruhige und vertraute Umgebung, in der sich das Kind wohlfühlt. Nehmen Sie sich vor allem Zeit: Der Tod wird größer und unheimlicher, wenn er als reine Nebensächlichkeit abgetan wird!

Setzen Sie sich im Vorfeld selbst mit dem Thema Tod und seinen Facetten auseinander – von der Endgültigkeit bis zur Unvermeidlichkeit. Nur wenn Sie sich Ihre eigenen Gedanken gemacht haben, können Sie Ihrem Kind Sicherheit und Zuversicht bei diesem schwierigen Thema vermitteln.

Ein Gespräch über den Tod gibt Ihnen zudem die Möglichkeit, Ihre persönlichen Überzeugungen und kulturellen Werte in Bezug auf das Leben und sein Ende zu vermitteln. Was macht ein „gutes Leben“ aus? Haben Sie Angst vor dem Tod? Was glauben Sie, kommt nach dem Tod? Gibt es einen Himmel oder ein Paradies? Wie gehen Sie persönlich mit Trauer und Verlust um?

Einfachheit und Ehrlichkeit zählen.

Sprechen Sie über den Tod in altersgerechten Worten, ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen. Hier können Sie einem 10-Jährigen sicher mehr zutrauen als einem Kita-Kind.

Sagen Sie, dass der Körper im Todesfall aufgehört hat zu funktionieren, der Mensch nicht mehr atmet oder nicht mehr fühlt. Benutzen Sie einfache und klare Worte. Zum Beispiel: „Oma ist gestorben. Ihr Herz hat aufgehört zu schlagen. Sie ist nicht mehr am Leben, aber ihr tut nichts weh.“

Vermeiden Sie Metaphern! Wenn Sie sagen „Oma ist eingeschlafen“, könnte Ihr Kind Angst vor dem Schlaf bekommen und nicht mehr ins Bett gehen wollen. Der Unterschied zwischen der Endgültigkeit des Todes und der vorübergehenden Nachtruhe muss deutlich werden. Auch die Aussage „Oma ist auf eine lange Reise gegangen“ ist irreführend für Kinder und weckt falsche Vorstellungen. Versuchen Sie auf eindeutige Art, Fakten, Wissen und Gefühle zu vermitteln.

Lassen Sie Ihr Kind Fragen stellen und zeigen Sie, dass weitere Nachfragen jederzeit möglich sind. Wenn Sie merken, dass Sie auf eine Frage selbst keine gute Antwort wissen, können Sie das offen zugeben. Es ist nur menschlich, bei diesem Thema an persönliche Grenzen zu stoßen. Wichtig ist, dass Kinder in ihrem Denken begleitet werden und ihre Ängste mitteilen können. Dadurch erfahren sie Orientierung, Halt und Schutz.

Im Trauerfall: Gefühle zulassen.

Ein Todesfall im näheren Umfeld des Kindes kann eine Achterbahnfahrt der Emotionen auslösen. Es ist wichtig, die Gefühle des Kindes anzuerkennen und zu akzeptieren. Trauer, Angst, Wut und Verwirrung sind normale Reaktionen auf den Verlust eines geliebten Menschen. Manche Kinder reagieren auch erst einmal gar nicht. Auch das ist kein Grund zur Besorgnis. Jedes Kind entwickelt sich in seinem ganz eigenen Tempo – dies gilt auch beim Thema Tod.

Trauer ist für Kinder und Erwachsene ein essenzieller Bestandteil des Heilungsprozesses. Erklären Sie Ihrem Kind, dass auch Erwachsene weinen müssen. Wenn Sie traurig sind, sollten Sie das ruhig artikulieren. „Weinen tut mir gut, weil mir die Oma fehlt und ich gerade an sie gedacht habe. Bald wird es mir wieder besser gehen!“ Auch Trauern will gelernt sein und Kinder nehmen sich – wie bei allem – ihre Eltern zum Vorbild.

Falls Ihr Kind über den eigenen Tod oder den Verlust von Ihnen als Elternteil intensiv nachdenkt, ist es wichtig, beruhigend zu reagieren. Sie können ruhig zugeben, dass niemand weiß, wann ein Mensch sterben muss, aber dass Menschen normalerweise erst sterben, wenn sie sehr alt sind. Versichern Sie Ihrem Kind, dass es – egal, was passiert – geliebt, beschützt und niemals allein sein wird. Falls Verlustängste dauerhaft bestehen oder Überhand nehmen sollten, kann professionelle Beratung von einem Kinderarzt oder Kinderpsychologen sinnvoll sein.

Literatur und Kindersendungen als Hilfsmittel.

Bücher können eine wertvolle Hilfe sein, um mit Kindern über den Tod ins Gespräch zu kommen. Einige Titel, die sich speziell an jüngere Kinder richten, sind „Opa hat seinen Hut vergessen“ von Elena Berz und Marine Ludin, „Wir vermissen dich, lieber Bär“ von Jane Chapman oder „Der Himmel ist ein schöner Ort“ von Stefan Waidelich und Ana Rodić. Solche Bücher eignen sich, um das Thema unbefangen und auf einfühlsame Art in den Alltag einzubinden.

Häufig widmen sich auch Kindersendungen wie Quarks, Logo, Die Sendung mit der Maus oder Wissen macht Ah! den Themen Tod und Sterben. Bleiben Sie währenddessen nah bei Ihrem Kind und sprechen Sie mit ihm im Anschluss über das Gesehene.

Sollte ich mein Kind zu einer Beerdigung mitnehmen?

Kinder können nicht dauerhaft vor Verlusterfahrungen geschützt werden. Wichtig ist, einen gesunden Umgang damit zu ermöglichen! Eine Zeremonie für die Trauerbewältigung und einen Ort des Abschieds können in diesem Sinne auch für Ihr Kind hilfreich sein. Bei einer Beerdigung hat es die Möglichkeit, einen letzten Gruß zu hinterlassen und die Unumkehrbarkeit des Todes kennenzulernen.

Obwohl es keine festgelegte Altersgrenze gibt, wird empfohlen, dass Kinder für den Besuch einer Beerdigung mindestens 4 Jahre alt sein sollten. Wenn Sie Ihr Kind zur Beerdigung mitnehmen, bereiten Sie es angemessen darauf vor, erklären Sie ihm den üblichen Ablauf einer Beerdigung und unterstützen Sie es während des gesamten Prozesses.

Der Tod sollte kein Tabu sein.

Mit Kindern über den Tod reden: Wenn Sie Ihrem Herz folgen und achtsam mit den Gefühlen Ihres Kindes umgehen, können Sie eigentlich nichts falsch machen. Der Tod gehört zum Leben – diese Erkenntnis sollten wir nicht verdrängen. Auch zum Wohle unserer Kinder!

Autor:
Jörg Zimmerling
Bildquelle:
iStock.com/Halfpoint

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