In Trauer: Die Feiertage ohne Dich
Einer fehlt – der Partner, die Mutter, ein guter Freund oder gar das eigene Kind. Die Weihnachtsfeiertage ohne diesen einen geliebten Menschen wiegen oft besonders schwer – ganz unabhängig davon, ob der Verlust bereits Jahre oder erst Monate, Wochen oder Tage her ist. Das „Fest der Liebe“ bekommt für Trauernde häufig eine ganz andere Bedeutung – sie finden sich einer neuen Situation wieder, die es zu bewältigen gilt.
Was für Trauernde zur Weihnachtszeit absolut NICHT hilfreich ist – und was Sie stattdessen tun können:
Vermeiden Sie Phrasen und Ratschläge
Wenn es einem nahstehenden Menschen schlecht geht, möchten wir aufmuntern und trösten. Dieser Impuls ist nicht per se falsch. Doch achten Sie unbedingt darauf, keine unüberlegten „Kopf hoch“-Ratschläge zu verteilen oder die Situation zu beschönigen. Aussagen wie „Das wird schon wieder“, „Du musst jetzt stark sein“ oder gar „Die Zeit heilt alle Wunden“ empfinden Trauernde häufig als besonders belastend. Sie können sich dadurch sogar unter Druck gesetzt fühlen. Auch fühlen sich manche Trauernde noch schlechter, wenn sie den Eindruck haben, man möchte sie ständig von ihren eigentlichen Gefühlen ablenken.
Viel besser ist es, wenn Sie Empathie zeigen und etwas sagen wie „Es tut mir so leid, dass Du das erleben musst. Aber Du bist nicht allein. Wie kann ich Dir jetzt helfen?“. Denken Sie daran: Manche Dinge können nicht einfach wieder in Ordnung gebracht werden. Es gilt, die Trauer des Anderen anzunehmen und auszuhalten. Seien Sie also einfach für den Trauernden da, hören Sie zu und gestalten die Zeit mit ihm so, wie es ihm gerade guttut.
Verständnis ausdrücken?
Ebenfalls nett gemeint, aber häufig genauso kontraproduktiv: Dem Betroffenen signalisieren, man könne ihn gut verstehen. Die allerwenigsten Menschen können ernsthaft nachvollziehen, was ein Trauernder in der Weihnachtszeit wirklich empfindet. Trauergefühle sind für jeden Menschen anders und die Bedürfnisse von Trauernden können sehr unterschiedlich sein. Daher sind Sätze wie „Ich weiß genau, wie Du Dich jetzt fühlst“ oder „Das habe ich auch schon hinter mir“ in den wenigsten Fällen hilfreich und können sogar sehr verletzend sein.
Stattdessen ist es das Wichtigste, den Schmerz des Trauernden anzuerkennen und nicht zu relativieren oder mit den eigenen Erfahrungen zu vergleichen. Es kann für den Trauernden sehr tröstlich sein, wenn Sie aufrichtig zeigen, dass Sie seine Gefühle ernst nehmen und auch einmal ehrlich nachfragen „Wie geht es Dir gerade?“.
Machen Sie Vorschläge für gemeinsame Aktivitäten
Für Angehörige, Freunde und Bekannte ist es oft ist es schwierig, mit Trauernden umzugehen. Sie wissen nicht, was sie sagen sollen, und haben vor allem Angst, etwas Falsches zu tun. Oft hilft es, offene Angebote zu machen, die nicht bedrängen: „Wenn Du Lust hast, an Weihnachten vorbeizukommen, bist zu herzlich eingeladen“, „Wir können morgen gerne einen Kaffee trinken – auch ohne den Trubel mit der Familie“ oder „Ich würde nach dem Festtagsessen gerne einen Spaziergang mit Dir machen“. Es ist jedoch Vorsicht geboten bei Angeboten wie „Ich bin immer für Dich da“. So etwas kann kaum jemand wirklich einhalten. Bleiben Sie sich lieber treu und sagen so etwas wie „Ich versuche Dich morgen zu erreichen, dann machen wir eine Zeit aus“.
Psychologen und Trauerbegleiter empfehlen auch immer wieder, einfach etwas zu tun, statt dies bloß anzubieten – natürlich immer passend zur persönlichen Situation: Bringen Sie dem Trauernden beispielsweise ein leckeres Weihnachtsessen vorbei oder laden Sie ihn gleich zu sich nach Hause ein. Bieten Sie an, während der Feiertage gemeinsam etwas zu unternehmen oder begleiten Sie ihm beim Einkaufen oder Gassi gehen.
Weitere Ideen für die Weihnachtszeit
Vielen Trauernden hilft es, sich einen Plan für die Weihnachtsfeiertage zu machen. Überlegen Sie gemeinsam mit dem Betroffenen, was ihm guttut und wie viel „Festtagstrubel“ er aushalten kann. Besprechen Sie mit ihm, wie er bestimmte Tage verbringen möchte. Dabei geht es nicht darum, diesen Plan genau einzuhalten, sondern vielmehr darum, eine Art „Sicherheitsnetz“ zu schaffen.
Schaffen Sie persönliche Rituale: Gehen Sie gemeinsam auf den Friedhof und besuchen das Grab des Verstorbenen. Legen Sie beispielsweise einen selbstgestalteten Tannenkranz nieder oder bringen einige der Weihnachtskugeln an, die jedes Jahr den Tannenbaum schmücken. Gehen Sie unter Umständen zusammen zur Kirche, um die Weihnachtspredigt zu hören und eine Gedenkkerze anzuzünden.
Fragen Sie den Trauernden auch, ob er Lust hat, ein Fotoalbum anzusehen oder selbst eines zu gestalten. Tauschen Sie bei Tee und Keksen Anekdoten aus und erzählen sich, wie der Verstobene Ihnen in Erinnerung geblieben ist.
Gerade in der Weihnachtszeit gibt es viele Möglichkeiten, für Trauernde da zu sein und Ihnen beizustehen. Seien Sie ruhig kreativ und überlegen, was Ihnen selbst in so einer Situation guttun würde. Im Zweifelsfall fragen Sie den Trauernden einfach – und kommen so ins miteinander in Gespräch.
Stephanie Tamm
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